4. Beplankung

Plankenverlauf am Heck. Nach den dunkleren Buchenleisten beginnt die "eigentliche" Beplankung aus Zeder. Später wird die Oberkante mit weiteren Buchenplanken unterfüttert und stark verrundet. Die bunten Zierleisten werden dann optisch "in der Mitte" des Abschlusses aus Buchenholz zu liegen kommen.

Dieser Arbeitsabschnitt könnte man als die eigentliche Geburt der Yacht ansehen. Es entsteht der Körper. Alles was jetzt gemacht wird, bleibt sichtbar - mehr noch, es wird den Blickfang der Yacht ausmachen.

Ich überlege daher immer viel, bevor die ersten Planken gelegt werden. Bei der Triple Crown konnte man nicht "schulmäßig" vorgehen. Der Verlauf der ersten Planken wird von einem stark abfallenden Heck und von der konkaven Rumpfform im Bugbereich bestimmt.

Außerdem muß man die Planken am Heck (Spant 9 bis 11) ungewöhnlich stark, um ca 45° verdrehen. Man erfühlt das schon beim Straken.

Ich entschied mich dafür, aus der Not eine Tugend zu machen. Der ungewöhnliche Verlauf der ersten Planken sollte optisch hervorgehoben werden: mit einer durchgehenden Beplankung entlang der Bordkante.

Ich wählte daher dunklere Leisten, als für den Rest der Beplankung. Eingefärbte Streifen aus Eschenfurnier unterstützen diese Optik.


Die ersten Planken am Bug. Rechts liegen die ersten beiden Buchplanken. Links das Aufleimen der Zierleisten auf die Buchenleisten. Darauf wird die letzte Buchenleiste gelegt. Dann erst beginnt die "richtige" Beplankung aus Zedernholz.

Diese Planken mussten auch sehr schmal sein (3 x 2 mm), denn es galt nicht nur die die starke Verdrehung am Heck zu bewältigen. Der konkave Bugverlauf sowie eine relativ runde Linienführung zwischen Spant 2 und Bug sollten nicht verwischt werden.

Außerdem ist die Bordoberkante im Regattabetrieb stark beansprucht. Diese Planken sollten also auch noch viel härter als Zedernholz sein.

Fazit: der Aufwand für die ersten Planken war ungewöhnlich hoch. Einfacher wäre es gewesen, beispielsweise am Heck gerade hinauszuplanken und das abfallende Heck später entsprechend zu verschleifen oder darauf zu verzichten.

Dann hätten die ersten Planken aber nicht den Verlauf des Rumpfabschlusses wiedergegeben - und das habe ich mir eben eingebildet!

Erst nach dieser ganzen Spielerei konnte nun das "eigentliche" Beplanken beginnen. Bei der "Ragtime" ist der Plankenverlauf viel einfacher und daher als eventuelles Erstprojekt eher zu empfehlen.


Erstes Plankenpaar aus Zeder. Im Bugbereich bleiben Spalten offen. Sie werden später ausgefüllt. "Donīt stress the planks!" In vertikaler Richtung sollen die Planken "laufen" können. Dieses Prinzip hat sich schon oft bewährt. Ziel ist erst mal, einen "stress"-freien durchgängigen Plankenverlauf zu erzielen.

Jetzt kommen die Zedernplanken dran. Der erste Schritt der "richtigen" Beplankung wäre eigentlich das Vermessen der Plankenform. Dazu später, denn ich habe dies erst mal aufgeschoben. Die Triple Crown wollte es anders.

Die ersten beiden Zedernplanken habe ich in ihrer Form belassen. Einmal weil es galt, das abfallende Heck auszufüllen (vgl. das erste Foto dieses Abschnitts). Dann weil ich merkte, dass ich im Bugbereich die Planke hätte stark verbiegen müssen (vgl. Foto hier links).

Ich entschloß mich daher dazu, erst mal auf einen durchgehenden linearen Plankenverlauf von Heck bis Bug vorzuarbeiten.

Nach zwei Planken war es soweit. Am Heck wurden sie dem Verlauf der Buchenplanken angepaßt (angeschrägt) und bei der zweiten Planke kam die Oberkante auf dem Heck zu liegen.

Beim Bug hingegen bleibt ein Zwischenraum frei. Die Planke wird hier nicht "nach unten" gebogen, sondern später aufgefüttert.

Mir schien auch, dass auf diesem Weg die Bugform besser herausgearbeitet werden konnte. Das Endergebnis hat dies auch bestätigt.


Selektierte Planken. Die Reihenfolge ist für beide Bordseiten hier schon festgelegt.

Man kann so natürlich nicht weiterplanken, wenn man mit durchgehenden Planken bis zur Kiellinie kommen will. Wären die Planken überall gleich breit, dann hätten sie an Bug und Heck, wo der Rumpf ja schmäler ist als im Mittelbereich, dann "keinen Platz" mehr.

Maßband und Taschenrechner sind daher für die folgenden Arbeitsschritte ebenso wichtig, wie die Planken selbst.

Das Photo zeigt die selektierten Planken für Steuerbord und Backbord, in der Reihenfolge angeordnet, wie sie später zu liegen kommen werden.


Erst rechnen - dann hobeln! Man beginnt immer mit dem Spant, der den größten Umfang hat.

Es wird nun erst mal gemessen und gerechnet. Mit diesen Werten bewaffnet, kann eine Schablone der rechnerisch "idealen" Planke hergestellt werden. Der ideale Verlauf kann so dann auf jeder neuen Planke nachgezeichnet werden.

Ich möchte allerdings gleich vorausschicken: "Der Mensch denkt, und Gott lenkt" (Karl Valentin). Meine Rümpfe zumindest haben immer irgendwie ein "Eigenleben" entwickelt, und ich musste auf dem Weg zur Kielleiste dann doch noch mal nachrechnen und die Schablone ändern. Prinzipiell aber komme ich ohne Rechnerei halt nicht aus.

Man beginnt mit dem größten Spant und nimmt das Maß von Bordwand bis zur Kielline ab.

Bordwand bedeutet: der Punkt, ab dem beplankt werden soll.

Kiellinie: ist der höchste Punkt des jeweiligen Spants, also die vertikale Mitte des Spants.


Herstellung der Schablone. Auf der Zedernleiste werden die Maße übertragen. Rechts die 5,8 mm am Spant 1, ganz links am Bildrand das Maß am Spant 2.

Dieser Wert wird dividiert durch die Breite der zur Verfügung stehenden Planke (hier 12 mm). Ergebnis: die Anzahl der benötigten Planken (hier 10 Stück), die benötigt werden, um am Mittelspant eine geschlossene Plankendecke zu erzielen.

Diese zehn Planken müssen nun auch noch auf dem Spant mit dem geringsten Umfang ihren Platz finden (meist das Heck)!

Es muß also bei jedem Spant ermittelt werden, wie Breit die Planke zu sein hat, damit sie alle zehn "Platz haben".

Bei jedem Spant wird dieses Maß bis zur Kielline abgenommen und, wie hier z. B., durch zehn dividiert. Am Spant 1 ergab das hier ein Maß von 5,8 mm, am Spant 2 ein Maß von 7,8 mm, usw.

Die Planke wird nun aufgelegt und auf dieser die Position jedes Spants angezeichnet. An diesen Punkten wird das jeweilige Maße für die Breite der Planke (an eben dieser Stelle) aufgezeichnet.


Bearbeitung der Planke in einer Vorrichtung nach Mike Robinson (Planking a Model Yacht Hull). Drei Markierungen sind zu sehen. Mit dem Hobel arbeitet man sich bis ganz nah an diese heran.

Nun kann die "Idealplanke" hergestellt werden. Hierfür habe ich mir ein Vorrichtung gebaut, in der die Planken aufrecht stehend verkeilt werden. Die Planke kann dann in Form gehobelt und geschliffen werden, ohne sie dabei festhalten zu müssen.

Ich bin hier der Anregung von Mike Robinson gefolgt, der ganz richtig befürchtet, dass man sonst irgendwann neben dem Holz auch kleine Teile der Finger mit abhobeln werde.

Die Planken liegen auf einer Hartholzleiste. In diesem Fall ist es nur die eine Planke, die Schablone. Zu erkennen sind die Maße, auf die verjüngt werden muß.

Die schmale Kiefernleiste sorgt für mehr Preßsitz, da gewöhnlich immer paarweise, also mit zwei Planken in der Haltevorrichtung, gearbeitet wird.

Beim letzten halben Millimeter steige ich auf eine Schleiflatte um und arbeite mich vorsichtig bis auf die angezeichneten Punkte vor.

Es ist wichtig, dass die Schleiflatte nicht stocksteif ist. Es soll ja eine gleichmäßige Kurve entstehen, deren höchster Punkt an der Stelle liegt, wo der Spant mit dem größten Umfang ist. Die Schleiflatte sollte sich dieser Kurve anpassen können.


Zweiter Arbeitsgang. Nach dem Hobeln kommt die Schleiflatte. Ich beginne mit der gröberen. Die feinste liegt gerade auf. Sie bestehen aus 3 mm Birkensperrholz (biegsam und weich).

Mit der fertigen "Idealplanke" kann die Herstellung des ersten Plankenpaars beginnen. Von jetzt an geht´s ziemlich zügig ... der Rumpf wird "lebendig"!

Ich lege immer ein Plankenpaar auf, davor die Schablone und verkeile alles von hinten.

Nun kann man sehr komfortabel der Schablone entlang anzeichnen, diese anschließend wieder entfernen und das Plankenpaar erneut verkeilen.

Auf der Workmate liegen die "Werkzeuge": Viele dünne Pinnadeln, Klebband, Leim, Bleistift, Schleifblock. Ideal finde ich, wenn man von beiden Seiten arbeiten kann.

Die Werkbank mit der Vorrichtung für die Planken ist nur eine halbe Körperumdrehung von der Workmate entfernt.


Arbeitsplatz beim Planken. Ich bevorzuge die Workmate, weil man das Werkstück von beiden Seiten bearbeiten kann.

Pro Plankenpaar rechne ich immer mit ca. 1 Stunde Arbeitszeit. Gegen Ende zu werde ich schneller. In drei bis 5 Tagen ist der Rumpf fertig - wenn "man" denn eine Woche lang jeden Abend frei kriegt! Hier liegen die erste fünf Plankenpaare.

Nach der Bearbeitung des Plankenpaars in der Haltevorrichtung hält man die erste Planke probeweise am Rumpf an.

Preßt man sie an die vorangegangene Planke an, erkennt man sofort den nächsten Arbeitsschritt: Die Planke liegt nicht gegen die vorangegangene Planke an. Kann sie auch nicht, denn sie steht ja nicht auf dem bereits befestigten Nachbarn, sondern sie soll ja auch am Spant anliegen.


Beplankung nähert sich der Kielplanke. Klebtechnik deutlich zu sehen. Mit dünnen Pinnadeln wird fixiert, mit Kreppband wird Druck auf die Klebkanten gebracht.

Man "kippt" die Planke also gegen den Spant, und dadurch ensteht ein Spalt zwischen der befestigten und der neuen Planke. Ja nach Stärke der Rundung des Spants, klafft ein mehr oder weniger großer Spalt zwischen den beiden Planken.

Die jeweils "neue" Planke muß also entlang ihrer unteren Kante über die ganze Länge entgratet werden: die Unterkante erhält einen Winkel, so dass sie sowohl am Spant anliegt, als auch auf der bereits befestigten Planke.

Ich arbeite dabei immer vom Heck in Richtung Bug. Die Planke wird am breitesten Spant markiert, angelegt und die Passung am Heck betrachtet.


Rumpf von Helling abgenommen. Auch auf der Innenseite sollten die Planken Kante auf Kante liegen. Das erhöht die Festigkeit erheblich.

Mit dem Schleifklotz in der linken und der Planke in der rechten Hand beginne ich damit, die Planke abzuschrägen. Die Planke wird zwischendurch immer wieder aufgelegt. Wo sie sich an Spant und vorangegangener Planke bündig anschmiegt markiere ich mit Bleistift.

Die Kunst besteht darin, eine schräge Auflagefläche zu schaffen, die sowohl an der Außen- als auch an der Innenseite des Rumpfes bündig abschließt. So wird dann die Verleimung der Planken miteinander spaltfrei bleiben, auch wenn man beim späteren Verschleifen 0,5 bis 1 mm abnimmt.

Ich arbeite mich in Richtung Bug vor. Wenn alles paßt, wird die Planke verleimt. Mit Nadeln fixiere ich die Planken gegen die Spanten, mit Kreppband werden sie gegen die bereits liegenden Planken angedrückt.


Die letze Planke einer Seite. Deutlich zu sehen sind die Stahlstifte auf den Spanten.

Die letzte Planke einer Rumpfseite planke ich "gegen die Mitte". In die höchsten Punkte der Spanten treibe ich dünne Stahlstifte. Damit ist die Mittellinie des Rumpfes markiert. Ich lege diese Planke also gegen die Stahlstifte an und bearbeite sie "nach unten", also auf der Seite der bereits liegende Beplankung.

Beim letzten Plankenpaar wird die Bearbeitungsrichtung übrigens umgedreht: Beim letzten Plankenpaar kommen die geraden Plankenseiten "nach oben" also Richtung Kiel, so dass die beiden geraden Plankenseiten aneinander zu liegen kommen und eine gerade Mittellinie entsteht.

Bei allen anderen Plankenpaaren war das umgekehrt: gerade Seite "nach unten" (sie wird nur angeschrägt), die herausgearbeitete Kurve (Verjüngung an Bug und Heck) "nach oben".

Links im Bild ist dieser Prozess schon fast abgeschlossen. Im Heckbereich paßt die Planke jedoch noch nicht zwischen die Stahlstifte und die bereits liegende Planken.


Die vorletze Planke. Hier aus einer anderen Richtung aufgenommen. Die letzte Planke wird an der vorletzen angelegt und an die Beplankung der Gegenseite angepaßt.

Diese Planke belasse ich auf dem Rumpf, hebe sie etwas an (hier im Bild), verschleife sie mit dem Schleifblock und kontrolliere immer wieder die Passung.

Liegt die vorletze Planke, wiederholt sich das Anpassen bei der letzten Planke. Man entfernt die Stahlstifte und hat nun eine gerade Linie, an der man die letzte Planke anlegen kann.

Angepaßt wird nun wieder "nach unten", also gegen die bereits fertige Beplanunkung der Backbordseite.

Man kann beim letzten Plankenpaar übrigens nicht die Schablone verwenden. Beide Planken werden von der Mittellinie her individuell der Beplankung angepaßt. Dabei können leichte Unregelmäßigkeiten im Plankenverlauf ausgebessert werden.


 

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