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5. Die Oberfläche der Rumpfschale |
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Liegt die letzte Planke, ist ein kleines Werkstatt-Jubiläum fällig! Der Rumpf beginnt seine Linien, seine Form, seine Schönheit zu zeigen!
Eine kleine kontemplative Pause sollte man sich schon gönnen, mit einer Flasche Bier oder einem Glas Tee, einer Zigarette oder einem Glas Prosecco: jedenfalls Sitzen, Schauen, zur Ruhe kommen ...!
Vor meinem geistigen Auge entsteht wieder eine neue Venus. Das motiviert mich für den letzten Abschnitt der Realisierung: die "Kosmetik".
Sie beginnt mit dem Verschleifen des Rumpfes. Ich beginne mit den Seiten. Dazu spanne ich die Helling um 90 Grad gekippt in der Werkbank ein.
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Ist die eine Seite fertig, drehe die Helling vertikal um 90 Grad. Das Heck schaut nun in die andere Richtung, der Rumpf "schwebt" weiterhin über dem Boden, nicht über der Werkbankfläche.
Ich arbeit mit drei Schleiflatten, von grob (ca. 120) über mittel bis fein (ca. 400). Mit der groben wird nur in Richtung des Plankenverlaufs gearbeitet. Mit der anderen beiden kann auch diagonal zur Beplankung gearbeitet werden.
Der leutze Schliff wird jedenfalls immer nur mit dem Plankenverlauf gemacht. Selbst bei der feinen Schleiflatte ist es seltsam schwierig, Schleifspuren quer zum Plankenverlauf wieder herauszuschleifen.
Dazwischen fahre ich oft mit den Handflächen über den Rumpf und "erfühle", wo noch verrundet werden muß.
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Der letzte Schliff nur noch der Oberfläche gelten. Sieht man bei dem Photo hier links genau hin, so erkennt man die etwas dunkleren Flecken, die man leicht übersehen könnte.
Sie stammen vom Leim, der in die Poren des Holzes eingedrungen ist. Sie sind zwar nicht mehr als Unebenheiten erfühlbar, würde einem aber nach dem Auftragen des Harzes als auffällig helle Flecken grell ins Auge stechen.
Ohne Beulen in den Rumpf zu schleifen, muß an diesen Stellen großflächig und sehr vorsichtig weitergeschliffen werden.
Auch an dieser Stelle sein nochmals an das Tragen von Staubschutzmasken erinnert! Thomas M. Merkli machte mich auf Sicherheitshinweise bez. der Gefahren, die von Rotzederholzstaub ausgehen können aufmerksam.
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Übrigens: Was für Holzstaub gilt, ist erst recht bei Gasen und Dämpfen zu beachten. Die leichten Staubmasken helfen nicht gegen chemische Gase!
Epoxydharz stinkt zwar nicht so wie Polyesterharz, ist aber nicht minder gesundheitsschädigend. Es ist sogar gefährlicher, weil man es eben kaum riecht.
Hier der Autor und Andreas Schiebel beim Photo-Shooting vor der Arbeit mit dem Harz. Zwei liebende Frauen werden sich darüber freuen, wie gut uns die Weihnachtsgeschenke aus der Männer-Boutique stehen.
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Teil 2 der "Kosmetik" ist das "Ankleiden" der Venus!
Ihre ganze Schönheit soll zur Geltung kommen. Daher empfehle ich transparente Stoffe, oder besser: "Stoffe", die transparent werden.
Hier verwende ich ein Glasfilamentgewebe mit 25g/m. In Verbindung mit Harz wird dieses vorher weißliche Gewebe gänzlich durchsichtig, so dass die Zedernplanken unverfälscht sichtbar werden.
Diesmal werden zwei Lagen aufgelegt, "naß in naß", d.h. die zweite Lage wird aufgelegt und angetupft, solange das Harz noch feucht ist.
Ich beziehe dieses Gewebe von Wolfgang Rückert, der meine Rückfragen zur Verarbeitung stets geduldig und kompetent beantwortet hat.
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Vor dem Auflegen der Matte wird der Rumpf mit Harz eingelassen. Je dünnflüssiger, desto besser. Das Harz sollte eine Verarbeitungszeit von mindestens 40 Minuten haben.
Ich verwende hier diesmal das Epoxy SP 320 von SP Systems. Auf der Homepage dieser Firma finden sich ausführliche Produktbeschreibungen und sehr schöne Ausführungen zur Nutzung von Epoxy im Holzbootsbau!
Der Rumpf wird satt eingestrichen, jedoch nicht mit so viel Harz aufgetragen, dass Tropfnasen entstehen.
Die Matte wird am besten zu zweit aufgelegt. Sie kann dann gespannt und langsam und kontrolliert aufgelegt werden.
Nun beginnt der Kampf gegen die Luftblasen und Falten!
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An der Mittellinie beginnend tupft man die Matte an. Dort, wo sie sich vollsaugt und ohne Lufteinschluß am Holz aufliegt, wird sie druchsichtig.
Durch vorsichtiges Ziehen an der Matte und Tupfen können Falten langsam entfernt, bzw. angedrückt werden.
Mit einer Schaumgummirolle wird überschüssiges Harz von Kiel Richtung Bordwand herausgerollt. Die Matte soll nicht auf dem Holz "schwimmen", sondern sich vollsaugen und am Holz anliegen. Wo die Matte weiß bleibt, wird mit Harz etwas nachgetupft.
Die zweite Lage wird nun aufgelegt. Die Prozedur wiederholt sich. Das Ganze läßt man über Nacht durchtrocknen.
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Am nächsten Morgen könnten Sie verleitet sein, die "fertige" Schale von der Helling zu nehmen. Das sollten Sie nicht tun!
So verlockend es ist, sollten Sie dennoch etwas Geduld aufbringen und die Vorteile des auf der Helling liegenden Rumpfes noch weiter nutzen: Es läßt sich viel leichter Schleifen und Lackieren, wenn der Rumpf sicher und gut fixiert für diese Arbeitsschritte auf der Werkbank befestigt werden kann.
Denn mit Wasserschleifpapier wird nun als erster Schritt das Harz verschliffen. Es geht einmal darum, eventuelle Nasen abzunehmen. Andererseits wird die Struktur der Glasmatte zu einer glatten Fläche verschliffen.
Wurde beim Auflegen der Matte sauber gearbeitet, braucht dieser mühsame Arbeitsgang nicht wiederholt werden.
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Schleifen Sie solange, bis eine gleichmäßig weißliche Oberfläche entsteht. Vertiefungen treten als glänzende Flächen hervor. Sind sie nicht allzu gravierend (wir sprechen von Dimensionen im Bereich von hundertstel Millimetern), kann man sie so belassen. Sie werden beim Lackieren ausgeglichen.
Größte Gefahr ist hier eher, daß man durch die Glasmatte durchschleift. Sollte dies passieren, dann muß man nochmals Harz auftragen ... erneut verschleifen ... Strafe genug!
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Für die Lackierung verwende ich einen seidenmatten Einkomponentenlack der Firma International. Verlauf und Farbtönung dieses Produkts finde ich hervorragend. Es entsteht eine "warme", samtene Oberfläche.
Auch die auf der Dose angegebene Hotline funktioniert prächtig. Bei Fragen der Verarbeitung oder wenn es gilt, eine fehlerhafte Anwendung zu reparieren, erhält man besten Service!
Drei bis fünf Anstriche sind notwendig. Dazwischen wird mit 400er, dann mit 800er Schleifpapier naß verschliffen. Der letzte Anstrich kann mit 1200er Papier "poliert" werden, sofern sich doch noch einige Staubpartikel auf die Oberfläche eingeschlichen haben.
Übrigens: Im Gegensatz zu Harz läßt sich dieser Lack hervorragend verschleifen. Dies als kleiner Trost für die anstehende Schleiferei!
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