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3. Helling und Straken |
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In der Literatur wird der Helling, oder dem Baubrett (building board), sehr viel Platz eingeräumt. Das wird jeder sofort verstehen, der hier schon mal böse Überraschungen erlebt hat (wie ich z.B.).
Es sollte nicht, es muß kerzengerade sein und bleiben. Schwankungen in Temperatur oder Luftfeuchtigkeit müssen einkalkuliert werden.
Ich verwende entweder 20-30mm starke stabverleimte Tischlerbretter oder, wie bei der Triple Crown, ebenso starke MDF-Platten. Beides ist in Baumärkten erhältlich.
In beiden Fällen handelt es sich nicht um ein "gewachsenes" Brett, so dass Verzüge nicht vorkommen.
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Als erstes wird eine Mittellinie eingezeichnet. Ich messe dabei an mehreren Stellen, damit es auch wirklich eine Linien in der Mitte wird.
Rechtwinklig dazu werden nun die Positionen der Spanten aufgezeichnet. Lassen Sie uns hier gedanklich kurz verweilen: was zeigen uns diese Linien genau an, wo soll der Spant letztlich stehen?
Der Spant verkörpert ja über seine ganze Stärke (Materialstärke, z.B. 3 mm) die eindimensionale Linie des gezeichneten Spants auf dem Plan.
Man muß sich also auf eine Linie auf dem Spant einigen, der der eindimensionalen Linie der Zeichnung entspechen soll und mit der Markierung auf dem Baubrett korrespondieren soll.
Wir entscheiden uns für eine bestimmte Kante des Spants und setzen ihn jeweils auf die Seite der Linie auf dem Baubrett, in die sich der Schiffskörper verjüngt!
Verjüngt, genau! Das bedeuted, dass der Spant unmittelbar nach der Kante, die mit der Linie auf dem Baubrett korrespondiert, zu breit ist. Dieses "zu Breite" abnehmen, nennt man STRAKEN: man legt eine Schleiflatte über die Spanten und nimmt diese Überstände ab.
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Mit dieser Erklärung im Hinterkopf geht es nun ans Aufstellen der Spanten. Jetzt ist auch klar, dass sich die Position am breitesten Spant, Spant 6 bei der Triple Crown, umkehrt: Spant 5 bis 0 z.B. rechts von der Linie auf dem Baubrett, Spant 6 bis 11 dann links von dieser Liene - immer auf der Seite der Verjüngung.
Abgestützt werden die Spanten mit Vierkantblöcken. Sie werden von unten an das Baubrett geschraubt. Ist nämlich der Rumpf geschlossen, könnte man von oben die Schrauben nicht mehr lösen.
Sind die Blöcke verschraubt, verleimt man die Spanten gegen diese Blöcke. Dabei werden die Spanten mit ihrer Mittellinie genau auf die Mittelline auf dem Baubrett ausgerichtet.
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Links im Bild sind die Leimklemmen gerade montiert. Ein provisorisches "Schwert" erleichtert die Überprüfung, ob auch alles mittig aufgestellt ist.
Korrekturen werden hier langsam problematisch. Die horizontale Mittellinie auf dem Spant muß wirklich senkrecht zum Spantboden sein und der Spant wiederum darf sich beim Festklemmen mit der Leimklemme nicht verschieben, sondern wirklich auf dem Baubrett stehen.
Beim Festziehen der Leimklemmen verrutschen die Spanten gerne! Daher das "Schwert" - und immer von allen Seiten checken, checken, checken.
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Der nächste Schritt ist das Straken. Die Hintergründe sind oben bereits dargelegt.
Im Bild sind die Werkzeuge zu sehen: die Schleiflatte, eine kurze und eine lange Straklatte.
Strakt man zu wenig, so haben die Planken später keine Auflageflächen, und der Rumpf wird breiter als er gezeichnet wurde. Strakt man zu viel, so wird der Bootskörper unsymetrisch. Ein brenzliger Moment also!
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Aber ich sehe das anders: es ist der Augenblick, in dem man sich seinem Rumpf erstmals nähert, sich in ihn hineindenkt, ja hineinfühlt. Immer wenn man die Straklatte wieder anlegt, erhält man schon einen Eindruck, in einem sehr kleinen Ausschnitt, der künftigen Form.
Man erfühlt langsam, wie die Planken verlaufen und liegen werden. Man fühlt die Spannung, die die Planken aufnehmen werden. Ich arbeite hier mehr mit den Händen als mit dem Auge!
Ich denke, das ist einer der magischen Momente des Bootsbaus, ein Punkt an dem Können endet und die Kunst beginnt.
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Und so könnte es am Ende aussehen.
Die Spanten - für Bug- und Heckspant gilt das nicht - werden mit Isolierband überklebt, damit die Planken nicht an den Spanten festkleben.
Spant 6 ist mit einer anderen Farbe überzogen. Das hilft gegen Fehler beim Beplanken. Denn alle Maße auf den Planken werden immer vom Spant mit dem größten Umfang abgenommen.
Man sieht hier auch noch, dass ich das Baubrett immer mit einem Aluwinkel versehe - eine Sicherheitsmaßnahme gegen Verzug des Baubretts. Außerdem Schützt sie das Baubrett gegen die Klemmbacken der Workmate oder des Schraubstocks an der Werkbank.
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